Donnerstag, 18. Juli 2013

Mit Dimitrij Krjatschko auf den Spuren der Vergangenheit



Gruppenfoto mit Rotarmisten
Dimitrij Krjatschko
Zeitzeuge Dimitrij Krjatschko besuchte am zweiten Tag unser Seminar und erzählte uns von seinen Kriegserlebnissen. Mit 16 Jahren sind er und 18 Mitschüler in den Krieg gezogen, mit ihm haben nur zwei seiner Freunde den Krieg überlebt

Am zweiten Tag unseres Aufenthalts in Charkiw hat uns ein Zeitzeuge im Nürnberger Haus besucht und uns seine Erlebnisse geschildert.
Bevor der Vortrag begann, haben wir uns in der Gruppe darüber unterhalten, wie wir uns ihm gegenüber verhalten sollten, zum Beispiel nicht zu lachen und unsere Fragen bedacht zu wählen, um ihn nicht zu verletzten.
Es fiel uns zu Beginn schon auf, dass er sehr stolz war, vor uns sprechen zu dürfen, da er einige Orden auf seinem Jackett trug. Doch erst im Verlaufe des Gesprächs haben wir erfahren, dass er selbst sehr aufgeregt war.
Er begann damit, etwas über sein Leben zu erzählen und beantwortete uns im weiteren Verlauf unsere verschiedenen Fragen ganz offen und ehrlich.
Mit 16 Jahren ist er freiwillig mit 18 Mitschülern in den Krieg gezogen. Bei Kriegsende lebten nur noch zwei und er selbst.
Herr Krjatschko brachte zum Ausdruck, dass er stolz auf seine sozialistische Heimat war und deswegen gerne für sein Land gekämpft hat.
Später bezieht sich eine Frage von uns Jugendlichen speziell auf diese Zeit seines Lebens; nämlich ob er mit seinen jetzigen Erfahrungen wieder so handeln würde wie damals als 16jähriger. Ohne lange nachzudenken bejahte er diese Antwort und erzählte uns, dass er nicht vor all zu langer Zeit in einer ukrainischen Schule war. Dort hat er den Jugendlichen die Frage gestellt, ob sie ebenfalls in den Krieg eingezogen wären. Sie jedoch hätten sich an seiner Stelle anders entschieden. Die Jugendlichen hätten sich lieber von der Polizei verhaften lassen, um nicht in den Krieg ziehen zu müssen.
Danach ging er auf ein sehr bewegendes Ereignis ein. 2001 hatte er erfahren, dass er laut den Akten bereits seit 60 Jahren tot war! Sein Name war sogar schon an einem Massengrab angebracht worden. Eine Schülerin fragte daraufhin, ob er es in die Wege geleitet hat, seinen Namen nachträglich entfernen zu lassen. Aber seine  Antwort war :„Nein! Ich habe meinen Namen nicht entfernen lassen, da dort auch meine Freunde beigesetzt wurden und mit ihnen auch ein Teil von mir gestorben ist.“
Ob er durch den Krieg schlecht auf die Deutschen zu sprechen sei?
Niemand hatte diese Frage gestellt, Herr Krjatschko beantwortete sie uns trotzdem. Das zeigte uns, wie wichtig es ihm war, uns zu vermitteln, dass er die Deutschen nicht als Feinde ansieht und jeden Menschen akzeptiert. Es gebe auf der Welt gute und schlechte Menschen, das sei jedoch nicht von der Nationalität abhängig!

Zeitzeuge Dimitrij Krjatschko mit seiner Frau

Besonders den Nürnbergern gegenüber hat er eine positive Einstellung, weil in ihrer Stadt jene Prozesse stattgefunden haben, in denen erstmals der „Faschismus“ vor den Augen der Welt angeklagt worden ist. Somit kann man sagen, dass aus Nürnberg das Elend durch die Nürnberger Rassengesetze kam, aber auch dort endete.


In einem  anschließenden Gespräch mit den anderen Seminarteilnehmern wurde klar, dass sie genau wie wir sehr angetan und froh waren, diesen Zeitzeugen getroffen zu haben. Es gibt nicht mehr sehr viele Menschen, die den Krieg miterlebt haben und bereit sind, diese Erlebnisse mit der jungen Generation zu teilen.


Jessica Blank und Katja Schoppe





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